Auswirkungen von

Smart Home Technologien

Gruppe J:

Helmut Hörner

Dragan Božic

Forschungsfrage

Welche sozialen, politischen und ethischen

Auswirkungen können

Smart-Home-Technologien

im privaten Einsatz

mittel- und langfristig haben?

Definition

Elektronische Systeme, die in Wohnungen und Häusern

Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik,

Haushaltsinstallationen

(wie Strom und Heizung), digitale Assistenten (wie z.B.

„Alexa“) und Sicherheitstechnik vernetzen, automatisieren,

und remote über das Internet zugänglich machen

vgl z.B. [1], S. 55-81

Eingrenzung

Das vorliegende Projekt fokussiert sich auf den Einsatz von

Smart-Home Technologien im engeren Sinn,

d.h. auf den Einsatz solcher Technologien im privaten

Wohnbereich.

Nicht betrachtet wurden spezielle oder abweichende

Auswirkungen dieser Technologien im nicht-privaten Bereich

(z.B. in Büros, Krankenhäusern, Hotels, etc.)

Annahmen

• Smart-Home Technologien werden sich vermehrt

durchsetzen und zur Anwendung kommen

• Smart-Home Technologien haben das Potential,

Effekte zu zeigen, die den intendierten Zwecken

zuwiderlaufen und problematisch sind

vgl z.B. [6], [11]

vgl z.B. [7] S. 35ff, [8] S.719ff

Angewandte Methode

Methode „Szenarioentwicklung“

unter Berücksichtigung

gesellschaftlicher Entwicklungsdimensionen

„Quantitative Daten und Information werden mit qualitativen

Informationen, Einschätzungen und Meinungen verknüpft, so dass als

Ergebnis detaillierte Beschreibungen einer bzw. mehrerer möglichen

Zukunftssituationen unter ganzheitlichem Aspekt entstehen“

vgl. [2], S. 12

Schritt 1: Horizon Scanning

(Extrapolation des aktuellen Trends)

Grafik: [10]

Kritische Komponenten (1)

Smart-Home-Komponenten mit Risiko für die Privatsphäre:

• Smart-Speaker

– Abhören von privaten Gesprächen

• Smart-TV

– Überwachung des Videokonsums,

– Abhören von privaten Gesprächen durch integrierte Mikrofone,

– heimliche Videoüberwachung über eingebaute Webcam

• „Smarte“ Internet-Sicherheitsanlagen

– Heimliche Videoüberwachung durch Sicherheitskameras

• Smart-Meter

– Liefert über Stromverbrauch Informationen über An- und Abwesenheiten

vgl. [14]

vgl [15], [17]

vgl. [4]

vgl [5], [13]

Kritische Komponenten (2)

Smart-Home-Komponenten mit Risiko für die Sicherheit:

• Smart-Locks

– Gefahr des Hackens des Smart-Lock-Systems

– Gefahr, dass man aus der eigenen Wohnung aussperrt wird

• Alarmanlage mit Internetanschluss

– viele aktuelle Alarmanlagen mit Internetanschluss können erschreckend einfach

deaktiviert werden

• Smart-Meter

– Durch gehackte Smart-meter können massiv falsche Verbrauchsinformationen zu

großflächiger Instabilität und Ausfall des Stromnetzes führen

[11], [12]

[12]

[3], [4]

[13]

Kritische Komponenten (3)

Smart-Home-Komponenten mit Obsoleszenzrisiko:

• Smart-Speaker

– Funktionieren nur solange der Hersteller die Server bereitstellt

• Smart-TV

– Funktionieren (im vollen Umfang) nur, solange der Hersteller die Server bereitstellt

• Smart-Bulbs mit App-Steuerung

– Funktionieren (bei vielen Herstellern) nur solange der Hersteller die Server bereitstellt

z.B. [18], [19]

z.B. [16],

Schritt 1: Horizon Scanning

(Extrapolierung des aktuellen Trends)

Ergebnisse:

• Smart Home-Technologien werden voraussichtlich vermehrt zum Einsatz

kommen

1)3)

• Bei unveränderten Rahmenbedingungen werden die aktuell bereits

bestehenden Datenschutz- und Sicherheitsprobleme

weiter zunehmen.

• Inkompatibilitäten zwischen den Herstellern bewirken ein „Lock in“ der

Anwender auf bestimmte Hersteller (mit allen damit verbundenen

praktischen und ökonomischen Effekten)

vgl z.B. [6], [10]

vgl z.B. [3], [4], [5]

z.B. [9], S.10

Schritt 2: 360° Envisioning

(Langzeitwirkung, Identifikation Schlüsselfaktoren)

Zu erwartende Auswirkungen:

• Erhöhte Wahrscheinlichkeit des Eindringens in die Privatsphäre von

Anwender*innen durch

– Hersteller

– Staatliche Institutionen

– Hacker

• Sicherheitsprobleme (z.B. „unsichere“ Sicherheitsanlagen

)

• Obsoleszenzeffekte

Schlüsselfaktoren

• Gesetzgebung und Regulierung (Einwirkung auf Hersteller)

• Gesellschaftliche Entwicklung (Überwachungsstaat?)

• Gesetzlicher Umgang mit Datenschutzangelegenheiten

vgl z.B. [3]

vgl z.B. [16], [18], [19]

Schritt 3: Szenarioentwicklung

(zwei „Szenario-Achsen“)

Horizontale Szenario-Achse (Extrempositionen):

• „wenig gesetzliche Regulierung“ vs. „starke Regulierung der Hersteller“

– „wenig gesetzliche Regulierung“ ist ein Szenario, in dem keine spezifischen (bzw. keine

wirksamen) Regulierungen erlassen werden, die Hersteller zwingen, bei ihren Produkten

auf Datensicherheit und Kompatibilität zu achten.

– „starke Regulierung der Hersteller“ ist ein Szenario, in dem spezifische und wirksame

Regulierungen erlassen werden, so dass Hersteller gezwungen sind, bei ihren Produkten

auf Datensicherheit und Kompatibilität zu achten.

Vertikale Szenario-Achse (Extrempositionen):

• „Überwachungsstaat“ vs. „liberaler Rechtsstaat“

– „Überwachungsstaat“ ist ein Szenario, in dem bestimmte staatliche Organe befugt sind,

die Bürger und Bürgerinnen „präventiv“ zu überwachen.

– „liberaler Rechtsstaat“ ist ein Szenario, in dem der Staat dies nicht präventiv und nur

unter strengen rechtsstaatlichen Auflagen tut.

Liberaler

Rechtsstaat

Überwachungs-

staat

wenig gesetz-

liche Regulierung

starke Regu-

lierung der

Hersteller

Anwender*innen werden durch Hersteller

überwacht und laufen Gefahr, von Hackern aus-

spioniert zu werden. Smarte Sicherheitssysteme

bringen oft Unsicherheit. Smart-Home Produkte

veralten schnell und werden unbrauchbar.

Anwender*innen sind vor Überwachung durch

Hersteller gesetzlich geschützt. Hackerangriffe

werden durch Sicherheitsstandards erschwert. Der

Obsoleszenz wird durch regulatorisch forcierter

Kompatibilität vorgebeugt.

Anwender*innen werden durch Hersteller

überwacht und laufen Gefahr, von Hackern aus-

spioniert zu werden. Smarte Sicherheitssysteme

bringen oft Unsicherheit. Smart-Home Produkte

veralten schnell und werden unbrauchbar.

Dazu kommt staatliche Überwachung

im privaten Bereich.

Anwender*innen sind vor Überwachung durch

Hersteller gesetzlich geschützt. Hackerangriffe

werden prinzipiell durch Sicherheitsstandards

erschwert. Da der Gesetzgeber aber “Backdoors”

vorschreibt, bieten sich für Hacker Möglichkeiten,

die Sicherheitsstandards zu umgehen. Dazu kommt

staatliche Überwachung im privaten Bereich.

• we are here

Risikoanalyse: Ist-Zustand

Risikomanagement in Szenario

„Rechtsstaat mit starker Regulierung“

Schritt 4: Reflexion und Empfehlungen

• Regulierer auf supranationaler Ebene (EU-Kommission, Internationale

Normierungsinstitutionen) sollten möglichst rasch verbindliche und

durchsetzbare Sicherheitsstandards für „Smart-Home“-Produkte

verabschieden.

• Es muss beim Gesetzgeber Bewusstsein für Datensicherheitsprobleme im

Zusammenhang mit Smart-Home Produkten geschaffen werden.

• Es muss Bewusstsein in der Öffentlichkeit für die Gefahr der präventiven

Überwachung im privaten Bereich durch staatliche und nichtstaatliche

Stellen mittels „Smart-Home“ Systemen geschaffen werden.

Quellen

[1] M. Chana, D. Estève, C. Escriba und . Campo, “A review of smart homes—Present state and future challenges” in “Computer Methods and Programs in

Biomedicine”, Vol 91, Issue 1, July 2008, Pages 55-81

[2] O. Albers, A. Broux, “Zukunftswerkstatt und Szenariotechnik: ein Methodenbuch für Schule und Hochschule“, Beltz, 1999.

[3] J. Merkert und S. Hansen, “Smart Alarm - Sechs vernetzte Alarmanlagen im Test” in c’t 3/2017, S. 90

[4] N. Jurran, “Hintereingang inklusive - Fatales Sicherheitsleck beim Smart-Home-System von Loxone” in c’t Magazin für Computertechnik 19/2016, S. 72

[5] O. Ur-Rehman, N. Zivic und C. Ruland, "Security issues in smart metering systems," 2015 IEEE International Conference on

Smart Energy Grid Engineering (SEGE), Oshawa, ON, 2015, pp. 1-7, doi: 10.1109/SEGE.2015.7324615.

[6] N. Balta-Ozkana, B. Botelerb, O. Amerighic, “European smart home market development: Public views on technical and economic aspects across the

United Kingdom, Germany and Italy”, doi: 10.1016/j.erss.2014.07.007

[7] T. Hargreaves, C. Wilson (2017) Perceived Benefits and Risks of Smart Home Technologies. In: Smart Homes and Their Users. Human–Computer

Interaction Series. Springer, Cham. DOI: 10.1007/978-3-319-68018-7_3

[8] A. Jacobsson, M. Boldt, B. Carlsson, A risk analysis of a smart home automation system, Future Generation Computer Systems, Volume 56, 2016,

S. 719-733

[9] S. Kozubaev, F. Rochaix, C. F. DiSalvo, C. A. LeDantec. Spaces and Traces: Implications of Smart Technology in Public Housing.

Proceedings of the 2019 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems, May 2019, Paper No.: 439, S. 1–13, DOI: 10.1145/3290605.3300669

[10] W. Ablondi, J. Narcotta, “2019 Global Smart Home Forecast - September 2019”,Strategy Analytics Report September 2019

[11] C. Dardaman, Breaking & Entering with Zipato SmartHubs, https://blackmarble.sh/zipato-smart-hub/

[12] E. Fernandes, J. Jung and A. Prakash, "Security Analysis of Emerging Smart Home Applications," 2016 IEEE Symposium on Security and Privacy (SP), San

Jose, CA, 2016, pp. 636-654, doi: 10.1109/SP.2016.44.

[13] P. McDaniel and S. McLaughlin, "Security and Privacy Challenges in the Smart Grid," in IEEE Security & Privacy, vol. 7, no. 3, pp. 75-77, May-June 2009,

doi: 10.1109/MSP.2009.76.

Quellen

[14] J. Lau, B. Zimmerman, F. Schaub, “Alexa, Are You Listening?: Privacy Perceptions, Concerns and Privacy-seeking Behaviors with Smart Speakers”,

Proceedings of the ACM on Human-Computer Interaction, November 2018, Article No.: 102, doi: 10.1145/3274371

[15] S Lee, S Kim : “Hacking, surveilling and deceiving victims on smart tv”, Blackhat Briefing 2013 (2013)

[16] Jonas: “Das wars: Keine Unterstützung mehr der 1. Philips Hue Bridge Generation” https://www.smartlights.de/licht/philips-hue/das-wars-keine-

unterstuetzung-mehr-der-1-philips-hue-bridge-generation/ (Mai 2020)

[17] B. Michéle and A. Karpow, "Watch and be watched: Compromising all Smart TV generations," 2014 IEEE 11th Consumer Communications and

Networking Conference (CCNC), Las Vegas, NV, 2014, pp. 351-356, doi: 10.1109/CCNC.2014.6866594.

[18] M. Moon: “Samsung's older smart TVs are losing remote control app support”, https://www.engadget.com/samsung-killing-smart-view-app-

103148010.html

[19] A. Villas-Boas: “Netflix will soon stop working on some older Samsung smart TVs”, Nov, 2019, https://www.businessinsider.de/international/netflix-

stop-working-old-samsung-smart-tvs-december-1-2019-11